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Moderator: Tommy

#9753
Hallo zusammen,

ein Freund von mir muss bei seinem W110 die Achsschenkelbolzen wechseln.
Der ältere aber total fitte Malermeister nutzt das Auto täglich und macht auch
alle anfallenden Reparaturen selber.
Er hat zwar Internet aber so Foren sind nicht sein Ding... :)
Kann Jemand Tipps zu der Reparatur geben?
Ich würde das dann weiterleiten oder einen Kontakt herstellen.


Danke und schönes Osterfest,

Rolf Feldhoff
#9754
Moin Moin !
Kurzform: Rangierwagenheber unter Qerlenker,möglichst weit aussen ansetzen,aber so,dass der Zugang zum Traggelenk noch gewährleistet ist.Rad ab,Bremse mit Scheibe und das dahinter befindliche Abdeckblech ab.
Sicherungsblech der Unteren Mutter SW 22 aufbiegen,die Mutter einige Gänge lösen.Der Achsschenkel sitzt mit einem Konus im Traggelenk,diese Verbindung mit beherzten Hammerschlägen lösen.Wenn vorhanden,leistet hierbei ein Pressluftmeissel mit Spitze gute Hilfe.Die Spitze in die Zentrierbohrung des Achsschenkels an der Unterseite halten und hämmern lassen.Ansonsten gezielte Schläge auf das Traggelenk.Wenn alles Lose ist,kann der Achsschenkel am oberen Querlenker abgeschraubt werden.Der obere Querlenker liegt frei und seine Lagerung sollte auf Spiel geprüft werden.Beim unteren ist das leider nicht möglich ohne Stabi und Feder zu entfernen.
Beim Zusammenbau ist folgendes zu beachten : Die Reparaturhinweise von DB und anderen Büchern,die daraus abgeschrieben haben,sind FALSCH und führen zur sofortigen Zerstörung des neuen Achsschenkels !!!
Wenn man sich die Konstruktion ansieht,erkennt man,dass die Lager der Querlenker und des Traggelenks (unten) und des Führungsgelenkes (oben) Gewinde sind. Damit ist eine genau definierte Kinematik der Querlenker vorgegeben.Sollte das Traggelenk auch gewechselt werden,ist dieses Pi X Auge in die Mittelstellung zu bringen.Das Führungsgelenk oben im Achsschenkel ist von aussen durch eine Rändelscheibe verstellbar.Damit wird der Achsschenkel so nach vorne oder hinten gedreht,dass er ohne Verkanten in das Traggelenk passt.Anschliessend wird diese Rändelscheibe NIE wieder bewegt !
(Laut DB und anderen Büchern wird durch Verdrehen der Nachlauf eingestellt,das ist technischer Blödsinn !)
Der Nachlauf wird an der Blattfeder eingestellt und nur dort ! Bitte nicht auf andere Forenschreiberlinge hören !
Eine dermassen eingestellte Achse hält,alle 2500 km oder mindestens 1 x / Monat abgeschmiert,mindestens 500 000 km.
Für das Aufreiben der Achsschenkelbuchsen wird eine verstellbare Reibahle benötigt !
MfG Volker
#30560
Hallo Schreyhals,

habe mit Interesse Deine Einlassung gelesen über den Einbau der Achschenkel beim W110 gelesen.
Leider habe ich einen Teil nicht verstanden... und zwar: "Damit ist eine genau definierte Kinematik der Querlenker vorgegeben.Sollte das Traggelenk auch gewechselt werden,ist dieses Pi X Auge ( was ist das ?) in die Mittelstellung zu bringen.Das Führungsgelenk oben im Achsschenkel ist von aussen durch eine Rändelscheibe verstellbar.

Hast Du Lust mir das noch einmal zu erklären...möchte am Osterwochenende die Vorderachse wieder zusammen bauen.
Gerne auch am Abend ab 20:00 per Telefon....
017678121890

Herzlich Grüße
Herbert :jay:
#30561
Moin Moin !

Mache ich hier ,damit alle was davon haben.......

Damit ist eine genau definierte Kinematik der Querlenker vorgegeben.
Das bedeutet , die Bewegung ist exakt definiert. Anders ausgedrückt , im Gegensatz zu Kugelgelenken oder einer Gummilagerung kann jeder Querlenker mit der äusseren Seite (also dort ,wo der Achsschenkel gelagert ist) nur eine exakte Kreisbahn vollführen , es ist auch keine Bewegung in axialer Richtung möglich ,ausser der axialen Verschiebung durch die Steigung des Gewindes. Diese ist aber oben und unten fast identisch.
Sollte das Traggelenk auch gewechselt werden,ist dieses Pi X Auge ( was ist das ?) in die Mittelstellung zu bringen
"Pi x Auge" ist zumindestens in hiesiger Gegend eine umgangssprachliche Beschreibung für "nach Augenmass" , d.h. es benötigt keine Messeinrichtung. Auch das Traggelenk besteht aus einem Gewindebolzen ,genauer einer Schraube , die durch den unteren Querlenker geschraubt wird , und dem Aussenteil mit Innengewinde für diese Schraube mit der konischen Aufnahme für den Achsschenkelbolzen. Der Einbau ist nur möglich , indem das Aussenteil zwischen die beiden Ausfallenden des Querlenkers gehalten wird und dann die Schraube eingeschraubt wird. Zwischen dem Aussenteil und den Ausfallenden ist reichlich Luft in axialer Richtung ,was in eingebautem Zustand nicht sichtbar ist,da diese Zwischenräume durch jeweils ein Gummiformteil , welches als Fettmanschette dient, abgedeckt wird. Diese Manschetten sind vor dem Einschrauben der Schraube ebenfalls mit dem Mittelteil zu positionieren. Klingt zwar ,als bräuchte man mindestens 3 Hände, ist aber praktisch recht einfach ,da das zweite Gummi auch dann noch dazwischen "gequetscht" werden kann ,wenn man die Schraube schon durch ein Ausfallende , dem ersten Gummi und das Mittelteil geschraubt hat. Man sollte nur vorher einmal ohne die Schraube das Mittelteil mit den beiden Gummis zwischen die Ausfallenden halten ,um dessen Mittelstellung zu kennen. Dann sieht man ja , wie weit sich die Gummis zusammendrücken und hat ein Mass für den eigentlichen Zusammenbau.
Das Führungsgelenk oben im Achsschenkel ist von aussen durch eine Rändelscheibe verstellbar.
Aus meine bisherigen Ausführungen ergibt sich ,dass die konische Aufnahme im Traggelenk nun auch nur eine exakte Kreisbahn vollführen kann und nicht in axialer Richtung beweglich ist. Das wiederum bedeutet ,dass der Achsschenkel ganz genau im rechten Winkel zu diesem zu montieren ist ,da er an seiner oberen Aufnahme auch nicht in axialer Richtung beweglich ist . Nun kann es natürlich sein ,dass der obere und untere Querlenker nicht genau übereinander stehen , da beide an ihren Innenseiten ebenfalls durch Gewindelagerung an dem Achskörper befestigt sind (welche im Falle des Zusammenbaues auch zu vermitteln sind) und letztlich sind ja auch Fertigungstoleranzen zu beachten.

Genau das alles kann oben am Führungsgelenk eingestellt werden ! Dazu besteht das Führungsgelenk wie auch das Traggelenk aus einem Aussenteil mit Innengewinde , dieses Bauteil hat am unteren Ende den Achsschenkelbolzen. Anders ausgedrückt ,Achsschenkelbolzen und Führungsgelenk sind ein Bauteil.Ebenfalls sitzt daran noch die obere Lagerschale des Schwenklagers.
Im Gegensatz zum Traggelenk kommt aber durch das Führungsgelenk keine Schraube , sondern nur eine Gewindehülse , die etwas länger ist als das Führungsgelenk breit. Sie steht also in eingeschraubtem Zustand links und rechts aus dem Führungsgelenk heraus. Die überstehenden Enden sind ebenfalls durch Gummimanschetten abgedeckt.An einem der herausstehenden Enden hat die Gewindehülse 2 Aussparungen ,in die 2 Nasen der Rändelscheibe fassen. Diese ganze Geschichte wird auch zwischen die Enden des oberen Querlenkers gesteckt , und dann kommt eine Schraube dadurch , zu der ich noch kommen werde. Mit der Rändelscheibe kann nun , solange die Schraube nicht fest angezogen ist, die Gewindehülse gedreht werden.Da die Gewindehülse mit der Rändelscheibe einigermassen passig in dem Querlenker sitzt ,also auch ,vor allem ,wenn die Schraube angezogen ist, keine Axialbewegung zulässt , zwingt sie also den Achsschenkel in eine genaue Position in Fzglängsrichtung. Mittels der Rändelscheibe kann nun diese Position durch Verdrehen der Hülse variiert werden, der Achsschenkel wird also praktisch in Fzglängsrichtung hin und herbewegt. So kann man den Achsschenkel genau auf die konische Aufnahme im Traggelenk ausrichten. Das ist deswegen nötig ,damit alle Gewinde auf ihrer vollen Länge tragen und nicht gegeneinander verspannt sind ,ist letzteres der Fall, würden sie nicht nur alleine durch den Zusammenbau schon stark belastet, sondern diese und die Belastung durch den Fahrbetrieb würden dann praktisch nur bei jedem Gewinde (nicht nur im Führungsgelenk !) an jeweils 2 Berührungspunkten auftreten. Dadurch ist ein übermässiger Verschleiss vorprogrammiert !

Klingt so ,wenn man das liest , einigermassen kompliziert , ist aber ,wenn man sich die Bauteile ansieht , und über ihre Funktion nachdenkt, eigentlich selbsterklärend.

Nun noch zu der Schraube oben im Führungsgelenk. Dieses ist keine normale Schraube , sondern sie hat einen exzentrisch gelagerten Kopf mit einem ebensolchen Bund. Dieser Bund steckt an einer Seite in einem Ausfallende des oberen Querlenkers ,in das andere Ausfallende wird eine exzentrische Hülse gesteckt, welche mit einer Nase in eine Nut der Schraube steckt. Mit einer normalen Mutter kann die Chose nun festgezogen werden. Ist die Mutter lose, kann man die Schraube drehen,durch ihre exzentrische Lagerung wird dabei der Achsschenkel oben quer zur Fahrtrichtung bewegt , so wird der Sturz eingestellt. Durch Drehen der Rändelscheibe würde dagegen der Achsschenkel in Längsrichtung verstellt, die negativen Folgen habe ich aufgezeigt.

Noch etwas grundsätzliches zum Führungsgelenk: Es wird (und wurde früher) gerne "vergessen" , ständig abzuschmieren. Nun sind alle Gelenke relativ kräftig ausgeführt , sie schlagen zwar aus, aber bei halbwegs normaler Fahrleistung entsteht daraus keine unmittelbare Verkehrsgefährdung innerhalb des 2 -Jahresabstandes zwischen den Hauptuntersuchungen. Dann ist "nur" die Totalüberholung der VA nötig.
Das gilt jedoch nicht für das Führungsgelenk ! Wie der Name schon sagt ,dient es nur zur Führung des Vorderades ,nimmt also keine Gewichtskräfte auf ,sondern wird nur in Querrichtung belastet ,z.B. bei Kurvenfahrt. Es ist demzufolge auch deutlich kleiner dimensioniert, die Befestigungsschraube, die durch dessen innere Gewindhülse läuft, hat eine Durchmesser von 8 mm. Ist nun die Befestigungsschraube (bzw. deren Mutter) nicht richtig angezogen oder das Gelenk wird nicht ständig abgeschmiert, frisst die Gewindehülse gerne im Gewinde fest und das Führungsgelenk bewegt sich nicht mehr auf dem Gewinde, sondern die Hülse bewegt sich bei jeder Einfederbewegung auf der Schraube ! Innerhalb kurzer Zeit wird diese davon buchstäblich durchgesägt !
Insgesamt befinden sich 14 Schmiernippel an der VA ,dazu kommt noch einer an der Lagerung des Lenkzwischenhebels. Bei späten 108 kann dieser auch wartungsfrei sein.
DB schrieb die Schmierung alle 5000 km vor ,spätestestens jedoch alle 2 Monate. Bei schlechter Witterung oder schlechten Wegstrecken ist dieses Intervall zu halbieren ! Genau das halbierte Intervall ,also bei wenig km monatlich , sonst alle 2500 km kann ich nur dringend empfehlen ! Es ist auch nicht nötig , tonnenweise Fett durch alle Lager zu pumpen , ich behaupte ,es reicht gerade soviel ,dass man das Fett austreten sieht ,es ist wichtig ,dass das Fett immer überall vorhanden ist und in Bewegung bleibt.


Mfg Volker
#34197
Hallo Volker,
das ist mal eine gute Beschreibung und dazu Erklärung was wie funktioniert!
Mein Kompliment und herzlichen Dank für die Bemühung das so schön zu erklären!!

Kannst du mir bitte auch erklären wie man fachgerecht die alten Hülsen aus dem Achsschenkel bekommt und die neuen wieder rein??

Gruß!,
Ivan
#34199
Moin Moin !

Dazu braucht man Spezialwerkzeug , welches man sich anfertigt oder anfertigen lässt. Das ist so einfach herzustellen , das kann jeder auf der kaputtesten Drehbank.
Ausgangsmaterial ist eine Stahlstange von mindestens 22 mm Durchmesser. ( Ich müsste mich jetzt täuschen , wenn der Achsschenkelbolzen nicht 20mm hat) Ansonsten mindestens Achsschenkeldurchmesser + 2 mm.

Davon braucht man 2 Abschnitte , beide ca. 15 cm länger als der Achsschenkel.

Die eine Stange wird so abgedreht , dass sie kegelig wird, sich also der Durchmesser zu einem Ende hin verringert. Ein Ende hat 20 mm - 0 mm Durchmesser, das andere sagen wir mal 12. Mit 20-0 meine ich , das der Durchmesser genau 20 mm betragen darf, eher einen Hauch weniger. Diese Stange muss durch den Achsschenkel bzw. dessen Buchsen passen und dient dazu , diese auszutreiben.
Dazu führt man sie mit dem dicken Ende voran in den Achsschenkel ein , durch die obere Buchse hindurch und verkantet sie dann , so dass ihr Rand auf die untere Buchse trifft. Achsschenkel muss entsprechend eingespannt sein, dann schlägt man die untere Buchse heraus, indem man immer wieder die Position wechselt.

Die andere Stange wird auf einen Durchmesser von ca. 22mm gebracht , dann wird an einem Ende ein ca. 25 mm hoher Absatz mit 20 -0 mm gedreht. Auf diesen Absatz passt genau eine Buchse .
Mit diesem Werkzeug können wir die obere Buchse ganz einfach herausschlagen.
Achtung! Die Buchsen sind unterschiedlich hoch!
Mit Stange Nr. 2 werden dann die Buchsen eingeschlagen .

Nicht zu zaghaft! Es ist normal , dass die Buchsen sich dabei leicht stauchen und das Einbauwerkzeug sich klemmicht herausziehen lässt.

Anschliessend müssen die Buchsen auf Mass gerieben werden ! Da die Buchsen auch fluchten müssen , braucht es dazu zwingend eine "geführte" Reibahle. Am besten auch noch einstellbar!
So etwas:https://www.rcm-machines.com/de/gebrauchtmarkt/reibahlen/verstellbare-handreibahle-hunger-mit-fuehrung-gebraucht/gbzvhrah3439f

Der Schaft muss so lang sein , dass man auf der einen Seite den Führungskegel in die eine Buchse pressen kann, und auf der anderen Seite die andere Buchse mit den Schneiden aufreiben kann. Durch den Kegel in der anderen Buchse wird dabei die Ahle so geführt, dass beide Bohrungen genau fluchten.

Die Buchsen müssen so weit aufgerieben werden , bis sich der Achsschenkelbolzen leicht, aber spielfrei einführen und drehen lässt.

MfG Volker

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