Moin Moin !
An und für sich ist es völlig egal,welches der erste Zyl. ist.
Die Steuerzeiten der Nockenwelle stimmen noch ??
Wichtig für die ESP-Einstellung ist ja nicht nur der OT bzw. der Förderbeginn ,sondern auch der richtige OT !
Bei einem 4 Zyl. Viertaktmotor laufen immer die beiden äusseren Kolben synchron , ebenso die beiden inneren. Alles andere würde einen unwuchtigen Lauf ergeben und einen ungleichmässigen Zündabstand.
Also stehen immer,wenn die äusseren Kolben im OT stehen ,die inneren im UT und umgekehrt.
Um einen gleichmässigen Zündabstand zu erzielen ,erfolgt aber die Zündung der synchron laufenden Kolben um 360 Grad versetzt. Eine mögliche Zündfolge wäre also 1-3-4-2. Damit hätte die KW 2 Umdrehungen gemacht und der Vorgang kann wieder von vorn beginnen.
Wenn der Motor also vorher mit der ESP und der Nockenwelle gelaufen ist , passen diese Bauteile zur KW und damit ist es völlig egal ,welche Zündfolge der Motor hat oder welches der erste Zyl. ist.
Das gilt jedenfalls so für alle Motore mit mechanischer Einspritzung !
Es genügt also , wenn die Nockenwelle nicht verstellt wurde ,sondern nur die ESP draussen war, einen einzigen Zyl. (egal ,welchen) zu nehmen und die ESP auf diesen einzustellen.
Nehmen wir also den ersten , der dem Kühler am dichtesten liegt,und definieren diesen als Zyl.1.
Es ginge aber auch mit jedem anderen !
Den Motor kenne ich überhaupt nicht ,von daher kann ich nur theoretisieren !
Ich gehe mal davon aus, dass es sich um einen OHV-Motor handelt. Wenn du den Ventildeckel abnimmst, wirst du die Ventile und die Stösselstangen und Kipphebel sehen können.
Aufgrund des 4-Taktprinzips und der oben dargelegten technischen Grundsätzlichkeiten gibt es jetzt für den Zyl.1 zwei OT während dieser 2 KW Umdrehungen, wovon aber nur der eine der "richtige" OT ist.In diesem "richtigen" OT müssen beide Ventile geschlossen sein !
Ebenfalls ergibt sich aus den bisherigen Überlegungen ,dass in diesem OT der Zyl. 4 sich im "falschen" OT befindet ! Das bedeutet für Zyl.4 ,dass hier gerade das Auslassventil schliesst und das Einlassventil öffnet. Je nachdem ,welche Nockenwelle verbaut wurde (man spricht von "zahmen" oder "scharfen" Öffnungszeiten) , können dabei beide Ventile geschlossen sein , oder aber auch eines oder beide offen.
Sind beide Ventile offen ,spricht man von "Überschneidung".
Egal ,ob nun eine Überschneidung stattfindet oder auch nicht, dieser Punkt ist immer festzustellen,da die Öffnung des Einlassventils immer direkt auf die Schliessung des Auslassventils erfolgt, es ist also grundsätzlich immer so ,dass während zweier KW-Umdrehungen ungefähr eine KW-Umdrehung beide Ventile geschlossen sind , dann etwa eine halbe Umdrehung das Auslassventil offen steht ,dann eine halbe Umdrehung das Einlassventil.
Mit diesem Wissen kannst du den richtigen OT des Zyl.1 also schon mal ganz grob festlegen.
Genauer noch kannst du den OT festlegen ,wenn dir die Steuerzeiten bekannt sind !
Dabei ist aber zu beachten ,dass diese vom Ventilspiel abhängig sind und auch bei manchen Motoren bei einem festgelegtem Ventilspiel angegeben werden ,welches nicht dem vorgegeben Einstellmass für den Betrieb entspricht ! Das kann man aber halbwegs durch Vermitteln der Steuerzeiten eliminieren ,was ich mal weiter erläutere:
Du hast die Angabe,dass der Einlass bei 10 Grad vor OT öffnet und bei 10 Grad nach UT schliesst.
Du nimmst jetzt einen Zyl. , sinnigerweise mal den 4.
Du drehst die KW ,bis das Einlassventil des 4. Zyl. öffnet. Jetzt bringst du an der KW und dem Block eine fluchtende Markierung an. Es gibt für diesen Zweck auch Gradscheiben ,die an der Riemenscheibe montiert werden , damit gehts am genauesten ,da würdest du die Gradscheibe so drehen ,dass die 10 Grad vor OT einer Markierung am Block gegenüberstehen. Jetzt drehst du die KW weiter in Drehrichtung,bis das Einlassventil gerade geschlossen ist. Deine Gradscheibe müsste jetzt bei 10 Grad nach UT stehen. Passt ? Glück gehabt !
Passt nicht ? Dann musst du vermitteln. Also mal angenommen, sie steht genau auf UT. Das Ventil würde also 10 Grad zu früh schliessen. Da aber die Nockenwelle zu dem Motor gehört ,nicht eingelaufen ist , liegt also eine für die Steuerzeitenermittlung falsche Ventileinstellung vor. Diese macht sich aber sowohl beim Öffnen als auch beim Schliessen symmetrisch bemerkbar. Also stellst du jetzt die Scheibe so ,dass sie auf 5 Grad nach UT steht. Wenn du jetzt die KW wieder durchdrehst, müsste das Ventil bei 5 Grad vor OT öffnen !
Anhand der Gradscheibe hast du jetzt den OT für Zyl. 1 halbwegs genau , in welchem die Zündung stattfinden sollte.
Wenn du wirklich gar keine OT Markierung findest (kann ich mir kaum vorstellen) , bekommst du den OT so halbwegs raus.
Genauer findest du ihn , wenn du das Glück hast , direkt auf den Kolben zu kommen ,wie es bei Zweitaktern oder SV-Motoren oft der Fall ist.
Möglicherweise geht es aber auch bei deinem Motor, wenn es ein Direkteinspritzer ist. Beim Vorkammermotor geht es definitiv nicht !
Dan gäbe es die Möglichkeit ,die Zündkerze oder Einspritzdüse rauszuschrauben. Durch die Öffnung kann man meist auf den Kolben kommen ,z.B. mit einem langen Schraubendreher o. ä.. Beim Drehen der KW wird man dann eine Auf-und Abwärtsbewegung des Schraubendrehers feststellen. Bitte nur ganz vorsichtig und dabei den Schraubendreher führen ,damit er nicht verkantet !
Mit dem Schraubendreher stellst du den ungefähren Abstand fest ,der minmal zwischen Kolben und Oberkante des Gewindes herrschen kann. Dann stellst du dir ein Werkzeug her, welches du in das Gewinde schrauben kannst und das anstelle des Schraubendrehers in den Brennraum ragt. dabei muss die Spitze weiter in den Brennraum ragen , als du vorher als Abstand ermittelt hast. Da würde ich etwa 30 % des Hubes als zusätzliches Mass nehmen, der genaue Wert ist egal.
Dann schraubst du das Werkzeug in das Gewinde ,vorher aber den Kolben ungefähr auf den UT drehen !
Jetzt drehst du die KW wieder
vorsichtig , bis du gegen das Werkzeug stösst.Markierung an der KW anbringen !! Dann drehst du ausnahmsweise mal die KW rückwärts,bis du wieder gegen das Werkzeug stösst. Wieder Markierung anbringen !! Dein OT befindet sich genau zwischen den beiden Markierungen !
Dieses Verfahren habe ich mal bei einer DKW 136 beschrieben ,deren Schwungrad auf der KW ohne Keil sitzt :
http://www.das-oldtimer-forum.de/viewto ... grad#p9029
Dieses Verfahren ist bei sorgfältiger Ausführung praktisch so genau wie eine werkseitig angebrachte Markierung !
MfG Volker