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Dürkopp MD 150 Drehzahl geht unvermittelt ohne Zutun hoch. Vergaser ?

BeitragVerfasst:Di 23. Jun 2020, 17:56
von fxstd
Hallo,
nachdem ich das Problem mit dem Kippständer dann doch alleine gelöst bekam,
hier ein neues Problem bei dem ich derzeit nicht weiterkomme.

Das gute Stück springt beim ersten Tritt an.
Dann läuft die Kiste eine Weile im Standgas .
Hört sich auch alles sehr gut an.
Und von jetzt auf gleich dreht der Motor hoch, ohne daß der Gasgriff auch nur angetastet wurde.

Das ganze lässt sich ein wenig regeln indem man den Luftfilter ein wenig öffnet.
Das hält aber wieder nur ein paar Sekunden an und dann geht das Spiel von vorne los.

Vergaser ist ein Bing 1/24/39
Dieser wurde auch schon gereinigt und auf Standardwerte eingestellt.

Vllt. hat ja wer ne Idee wo es klemmt.

Gruss
Fred

Re: Dürkopp MD 150 Drehzahl geht unvermittelt ohne Zutun hoch. Vergaser ?

BeitragVerfasst:Fr 26. Jun 2020, 05:55
von schreyhalz
Moin Moin !
Ich kann mangels Kenntnis dieses Motors nur allgemein antworten.
Grundsätzlich ist es bei einem nur schlitzgesteuerten 2-Takter praktisch nicht möglich , ein stabiles Standgas einzustellen.
daher greift man immer in die Trickkiste, und die sieht so aus, dass man das Gemisch im Leerlauf hoffnungslos überfettet , und zwar so sehr, dass es fast nicht mehr zündfähig ist. Da bei dieser Motorbauart ein Teil des angesaugten Gemisches in den Auspufff geschoben wird, davon wieder ein Teil zurück, kommt es zu einer weiteren Anreicherung, und teilweise setzt dann die Zündung aus. Deshalb zündet nicht jede, sondern nur jede 2-4 te. Umdrehung . (Genauso wird der Motor abgeregelt , dann zündet nur jede 2te Umdrehung, man spricht auch vom viertakten) Mit der meist kleinen Schwungmasse eines 2-Takters bedingt das an sich schon eine recht hohe Leerlaufdrehzahl, die kann bei einem 1-Zylinder bis zu 1700/min betragen. Zudem ist sie stark Motortemperatur- u Witterungsabhängig!
Meist sind auch hubraumarme 2-Takter ohne jede Zündverstellung , da das überfettete Gemisch auch langsamer abbrennt.

Intakten Vergaser und intakte Zündanlage also vorausgesetzt, kommt als Drehzahlerhöhung nur in Frage, dass "mehr Gas" gegeben wird. (oder eine Last wegfällt).

Beides wird erstmal so nicht zutreffen ! Aber in etwas anderer Form! Und zwar wird sich die Zusammensetzung des Gemisches ändern !
Da gibts wieder dem einfachen Fall, etwas in der Spritzufuhr ist verstopft. Kann die Tankentlüftung sein oder ein verdreckter Benzinhahn oder Vergaser.
Allerdings macht sich dieser Fehler hauptsächlich bei Vollgas bemerkbar, ist das nicht der Fall, kann man das ausschliessen.

tja, und damit kommen wir zu den unangenehmen Dingen , auch wenn die keiner hören mag.
Ich habe es schon oft geschrieben , und ich schreibe es immer wieder:
Ein altes Moppett wurde früher mal weggestellt, wenn man den Platz dazu hatte , und dann mehr oder weniger vergessen. Oder irgendwann mal im Schutze der Dunkelheit, weil man sich sonst hätte schämen müssen, zum Sperrmüll gestellt.
(kennen nur noch die Älteren, da war eine riesige Sammlung alle 4 oder 8 Wochen , vor jedem Haus türmten sich Berge von weggeworfenen Dingen , eine wahre Schatzgrube für Sammler ... und Schrotthändler !!!! )
Jedenfalls ist bei einem solchen Gefährt die Wahrscheinlichkeit äusserst gering, dass es gemäss Betriebsanleitung mit einem Korrosionsschutzöl vollgekippten Kurbelgehäuse ausser Betrieb genommen wurde.
daher sage ich immer: Ein 2-Takter, der länger als 1 Jahr nicht gelaufen ist, muss grundsätzlich zerlegt werden, die Kurbelwelle mit einem neuen Pleuellager versehen werden, anschliessend alle Lager und Dichtungen neu , sonst hat man keine Freude daran , weil der Motor nur kurze Zeit läuft, dann aber das Pleuellager in Teilen durch die Überströmer hochkommt, was natürlich sofort Kolben und Zylinder zerstört. Gespart hat man jetzt gar nichts , vor allem aber noch dazu zerstörte Kolben und Zylinder. Beides ist , wenn überhaupt , nur teuer und in schlechter Qualität zu bekommen.

Was hat das jetzt mit dem instabilen Leerlauf zu tun? ganz einfach , im Kurbelgehäuse wird das Gemisch angesaugt und vorverdichtet, wen hier die Wellendichtringe verhärtet, abgenutzt sind , findet ein ständiger Austausch mit der Umgebungsluft oder dem Getriebeöl statt , der Motor läuft zu mager (Vorsicht bei hohen Drehzahlen! ) , das abgemagerte Gemisch und die Zusatzluft sorgen für einen hohen und instabilen Leerlauf.

MfG Volker

Re: Dürkopp MD 150 Drehzahl geht unvermittelt ohne Zutun hoch. Vergaser ?

BeitragVerfasst:Sa 27. Jun 2020, 05:20
von fxstd
Hallo Volker,

Danke für die ausführliche Erklärung.
Dann werde ich mich mal an die Arbeit machen.

Was ich selbst festgestellt habe ist, daß wenn ich bei laufendem Motor
startpilot in die Verbindung zwischen Zylinder und Zylinderkopf sprühe
die Drehzahl auch hochgeht.
Daraufhin habe ich mir die Zylinderkopfdichtung mal angesehen.
Diese sieht allerdings aus wie neu.
Werde sie aber trotzdem auch mal auswechseln.

Wo ich dann zu der nächsten Frage komme.
Wie ist das korrekte Anzugdrehmoment für den Zylinderkopf ?

Beste Grüsse
Fred

Re: Dürkopp MD 150 Drehzahl geht unvermittelt ohne Zutun hoch. Vergaser ?

BeitragVerfasst:Sa 27. Jun 2020, 07:39
von schreyhalz
Moin Moin !

Das mit der Zylinderdeckeldichtung ist schon merkwürdig, da müsste eher etwas aussen zu sehen sein !

Bei nicht bekannten Anzugsmomenten nimmt man Standartwerte, da kann man eigentlich nichts falsch machen. Schlechtere Schrauben als 8.8 werden im Maschinenbau nicht verwendet , auch im Fzg-Bau ist das die Standartschraube , für spezielle Anforderungen werden auch höherwertige verwendet , was auf dem Schraubenkopf ja auch zu lesen ist.

https://www.anzugsmoment.de/anzugsmoment/

Die Werte gelten übrigens immer für saubere und leicht geölte Gewinde!

MfG Volker

Re: Dürkopp MD 150 Drehzahl geht unvermittelt ohne Zutun hoch. Vergaser ?

BeitragVerfasst:Sa 27. Jun 2020, 08:02
von fxstd
Hallo Volker,

danke für die schnelle Info. :)

Beste Grüsse
Fred