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Alles zum Thema Oldtimer Zweiräder

Moderator: schreyhalz

von Dianadriver
#27273
Hallo aus dem Sonnigem Tirolerland.
Will mal sehen, ob Ihr mir bei meinem Problem helfen könnt.
Fahre einen Dürkopp Diana Roller, geht wie eine eins, jedoch habe ich bei ca 30 km/h das gefürchtete Lenkungsflattern. Ab 35 dann wieder vorbei. Lenkkopflager ist Spielfrei, hab schon etwas nachgezogen,wird aber nicht besser,
Meine Frage nun , kann Lenkungsflattern auch andere Ursachen haben als das besagte Lager ? :ups:
Bin für jede anregung dankbar.

mfg markus
von schreyhalz
#27274
Moin Moin !
kann Lenkungsflattern auch andere Ursachen haben als das besagte Lager
Ich bin versucht zu sagen : Nur !

Zunächst möchte ich mal erklären ,was das "Flattern" überhaupt ist. Es handelt sich dabei um eine Schwingung . Genau genommen haben alle Bauteile eine Schwingung,oder richtigerweise eine Schwingungsfrequenz. Bekommt ein Bauteil eine Anregung ,schwingt es mit genau dieser sogenannten Eigenfrequenz. Bekannt ist dieser Effekt durch die Stimmgabel,stösst man diese an ,schwingt sie mit einer bestimmten Frequenz ,die wir als Ton wahrnehmen. Dabei ist dieser Ton (und damit die Frequenz der Eigenschwingung) unabhängig von der Art oder dem Gegenstand des Anstosses.

Wie sieht das nun mit der Lenkung oder der Gabel beim Zweirad aus ? Auch hier kann eine Schwingung stattfinden ,sie "pendelt" um ihren Drehpunkt ,also dem Steuerkopflager. Solange dieses also halbwegs ohne nennenswertes Spiel ist und keine Rastpunkte aufweist ,kann dieses Lager die Schwingung nicht beeinflussen,da es der (ruhende) Drehpunkt ist. Wenn man es zu stramm einstellt ,macht sich das allerdings bemerkbar ,da die Schwergängigkeit eine erhöhte Dämpfung der Schwingung bewirkt. Nur erkauft man sich damit wesentlich schwerwiegendere Nachteile als die (minimale) Dämpfung.

Was bewirkt nun die Höhe der Eigenfrequenz der Gabel ? Gleich einem Uhrpendel die Länge des Hebelarms ,an dem das Gewicht pendelt, hat man an der Gabel auch zwangsläufig massebehaftete Bauteile. Deren Gewicht und die Entfernung vom Drehpunkt beeinflussen genau wie bei Uhrpendel die Eigenfrequenz. So kann man z.B. vordere Bremszangen vor den Gabelholmen anordnen oder dahinter ,in letzterem Fall ist die Entfernung vom Drehpunkt kleiner. Auch Lenkerendengewichte verändern nicht nur die Eigenfrequenz des Lenkers und werden deswegen gerne als "Vibrationskiller" benutzt,sondern verändern auch die Eigenfrequenz der Lenkanlage.

Des weiteren wirken Rückstellkräfte auf die Lenkung , diese sind u.a. von der Grösse des Nachlaufs und dem Winkel des Steuerkopfes abhängig. U.a. deswegen ,weil zwar der Nachlauf von dem Steuerkopfwinkel abhängt ,aber auch durch andere konstruktive Massnahmen geändert werden kann.
Der Steuerkopfwinkel bewirkt jedoch zusätzlich auch eine Höhenänderung je nach Lenkeinschlag ,gegen diese Änderung wirkt die Gewichtskraft ,die auf dem Steuerkopf lastet. Also wird sich die Eigenfrequenz auch mit der Belastung des Vorderrades ändern. Dieses ist vor allem bei schnellen Zweirädern zu bedenken ,bei denen eine Verkleidung angebracht wird oder entfernt. In gleichem Sinn wirkt die Fahrerhaltung ,ob langgestreckt oder aufrecht sitzend ,macht nicht nur statisch einen Unterschied in der Radlastverteilung aus ,auch bewirkt der unterschiedliche Winddruck eine unterschiedliche Belastung des Vorderrades.

Oben habe ich nun geschrieben ,dass diese Schwingung nach einem Anstoss auftritt ,also brauchts einen solchen.Das können alle Unebenheiten sein ,vor allem ,wenn diese nicht genau im Mittelpunkt der Reifenaufstandsfläche erfolgen (in genau diesem hätten sie keine Hebelwirkung ).
Dazu kommt noch ,dass man beim Zweirad nie die Lenkung starr hält ,sondern einfach ausgedrückt ,fährt man immer leichte Schlangenlinien. (aus diesem Grund wirkt sich auch ein zu strammes Steuerkopflager oder ein solches mit Rastpunkten extrem übel auf den Geradeauslauf aus)
Dann haben wir noch rotierende Massen ,wie die Räder und Reifen. Diese sind immer als erste verdächtig ,da hier die Unwucht erstens immer vorhanden ist und zweitens die Frequenz direkt von der Geschwindigkeit abhängig ist. Kommen wir hier mit der Frequenz in die Eigenfrequenz der Gabel,führt das zwangsläufig zum äusserst heftigen Flattern.
Konstruktiv versucht man natürlich ,die Eigenfrequenz eines Zweirades in einen Geschwindigkeitsbereich zu legen ,den das Fzg nie erreicht ,oder in einen so langsamen Bereich ,dass es zu keiner gefährlichen Situation kommen kann.

Soweit die Theorie,nun zur Praxis. Möglicherweise liegt nun die Eigenfrequenz der Gabel bei dir genau in diesem Geschwindigkeitsbereich. Dann müssten allerdings sämtliche Dianas bei etwa dieser Geschwindigkeit das gleiche Symptom zeigen.
Möglicherweise sind bei dir aber auch nur die Lager der Schwinge vorn verschlissen,die Radlager haben zuviel Luft ,und dein Reifen ist etwas unrund oder hat eine Unwucht ,das kann auch bei der Felge zutreffen. Das heisst ,der Reifen / die Felge ist der Anstoss, dieser kann durch Radlager und/oder Schwingenlager verstärkt werden und das Lenkungssystem ist im Bereich der Eigenfrequenz nicht in der Lage ,diese Schwingung zu dämpfen.
Um die Felge mit Reifen auszuschliessen ,reicht eine statische Auswuchtung ,wie man sie üblicherweise bei Zweirädern ausführt ,nicht aus ! Es muss dynamisch gewuchtet bzw, überprüft werden !

MfG Volker

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