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Moderator: Tommy

von Schwarzbrenner
#28220
Hollo. Ich habe einen alten VW Käfer. sieht aus wie neu, fährt wie neu und ist mein bestes Stück (neben meiner Frau :lol: ) Jetzt hatte ich einen guten Freund der immer bei meinem Oldi nach dem Rechten gesehen hat. Leider ist der verstorben und Geld für eine Werkstatt habe ich nicht. Also muss ich mein Hobby etwas verändern und versuchen so weit es geht einfache Tätigkeiten selber zu machen.

Mein Volkswagen von 1961 läuft leider nicht mehr vom Motor her rund. Eine Werkstatt die mir freundlich geholfen hat, sagt mir, der Zündzeitpunkt wäre verstellt. Jetzt habe ich das im Netz gefunden:

Der Zündzeitpunkt kann mit Hilfe einer Stroboskoplampe , Blitzlichtlampe dargestellt werden. Dazu wird die Zündspannung induktiv, kapazitiv oder galvanisch von der Zündanlage / Zündung abgegriffen und genau beim Zündzeitpunkt ein Blitz / Lichtblitz erzeugt. Die Kurbelwelle / Keilriemen erscheint dem Betrachter still zu stehen. Der Zündwinkel kann an der Verschiebung der OT Markierung abgelesen werden.

Bei Motoren, die noch über einen Zündverteiler verfügen, kann der Zündzeitpunkt durch leichtes Verdrehen des Zündverteilers korrigiert bzw. eingestellt werden. Dieser wird meist von der Nockenwelle angetrieben. Der Zündzeitpunkt wird vom Zündunterbrecher mit Unterbrecherkontakt oder einem Hallgeber bestimmt. Diese Bauteile befinden sich im Verteiler, daher wird der Zündpunkt durch Verdrehen des gesamten Verteilers eingestellt, korrigiert bzw. justiert.

Jetzt benötige ich ja eine Lampe, müsste wissen wo ich diese anschließe und sollte wissen was eine OT Markierung ist oder? also doch Werkstatt :lol:

aber mal im Erst, soll man da selber dran gehen oder lieber machen lassen?

Schwarzbrenner
von griesbreifan
#28221
Hi
Ganz einfach, markiere Dir wie der Verteiler jetzt steht, mach mit ner 10er Nuss
die Schraube unten am Verteiler etwas auf, dass Du den verdrehen kannst.
Dann bei laufendem Motor den Verteiler so in kleinen Winkeln verdrehen bis der
Motor rund oder zumindest besser läuft, Schraube festziehen.

Wenn das nicht hilft muss ein neuer Unterbrecherkontakt rein, dazu brauchste
ein Schließwinkelmeßgerät und idealerweise auch ne Stroboskoplampe.
Wenn Du das noch nie gemacht und gesehen hast scheiterste sehr vermutlich dadran.

Bei ausgeschlagener Verteilerwelle kann das ne ziemliche Geduldsprobe sein.
Für alte Motoren und ihre Vergaser ist mitunter die Originalzündzeitpunktmarke
nicht die optimale Einstellung, dann muss man das wie o.a. durch Probieren ermitteln.

Grüße
G.
von schreyhalz
#28230
Moin Moin !

Der Wagen wird ja wohl noch über einen Unterbrecherkontakt verfügen.
Der Zündzeitpunkt (ZZP) verstellt sich ja nicht von alleine beim Käfer. Also erstmal den Verteiler in Ruhe lassen !
Der ZZP wird aber nicht nur durch den Verteiler verstellt ,sondern auch durch den Unterbrecher.Dieser besitzt ein Fiberglasklötzchen,welches isoliert und auf der Verteilerwelle gleitet. Auch wenn die Verteilerwelle geschmiert wird, findet doch immer ein gewisser Verschleiss dieses Klötzchens statt. dadurch veringert sich nicht nur der Kontaktabstand ,sondern der ZZP verschiebt sich dadurch in Richtung "Spät".

Es muss also grundsätzlich immer zuerst der Kontaktabstand eingestellt werden,bevor der ZZP überprüft und ggf. nachjustiert wird.Meist passt er wieder ,wenn der Abstand wieder richtig eingestellt wurde.
Zusätzlich sind die Kontaktflächen des Unterbrechers auf Abbrand zu überprüfen ! Bei "Huckel"bildung ist der Unterbrecher zu erneuern, feilen oder dergleichen bringt nur wenige Sekunden ,bestenfalls Minuten etwas, da die Kontaktoberflächen mit einer dünnen Wolframschicht überzogen sind ,wenn diese verbrannt ist ,sind die Kontakte hin.
aber mal im Erst, soll man da selber dran gehen oder lieber machen lassen?
Unbedingt selber machen !!! Ist erstens kein Hexenwerk, zweitens wirst du kaum noch jemanden finden ,der das mal gelernt und noch nicht vergessen hat. Unterbrecherkontakte gibt es seit etwa 30 Jahren nicht mehr ,sie sind durch elektronische Bauteile wie z.B. den Hallgeber abgelöst worden.

Was braucht man dazu : Ein halbwegs brauchbares Auge und eine Minimalausrüstung an Werkzeug ,nicht mehr ,als meine 87-jährige Mutter im Küchenschrank hat. Damit kann man schon den Unterbrecher und den ZZP halbwegs genau einstellen !
Wenn es denn etwas genauer werden soll,kommt man um eine Stroboskoplampe nicht herum.

http://www.ebay.de/itm/Stroboskoplampe- ... 5d49893c0b
Mal so als Beispiel für eine Zündpistole. Mittels einer Triggerzange wird vom Zündkabel des ersten Zyl. der Zündfunke als Auslöser für den Blitz genommen,daher blitzt die Lampe genau zum Zeitpunkt der Zündung des ersten Zyl. . Dazu muss der Motor natürlich laufen ,also ist eine vorherige Grundeinstellung mit Augenmass unerlässlich.

Ein Schliesswinkeltester ist zwar überflüssig ,erleichtert aber die Einstellung des Kontaktabstandes.

Der Schliesswinkel ist nichts anderes als eine leicht zu messende Ersatzgrösse für den Kontaktabstand.Dieser ist schlecht zu messen (vor allem ,wenn die Kontaktflächen schon leichten Abbrand haben) ,daher wird stattdessen gerne der Schliesswinkel als Hilfsgrösse verwendet. Der Schliesswinkel ist derjenige Winkel,um den sich die Verteilerwelle dreht ,solange der Kontakt geschlossen ist. Bei 4-Zyl. hat die Verteilerwelle 4 Nocken ,d.h. der Unterbrecher wird während einer Verteilerumdrehung (oder 2 Kurbelwellenumdrehungen) 4 mal geöffnet und geschlossen. Beim 6-Zyl. wäre das entsprechend 6 Nocken,also ist der Schliesswinkel beim 6-Zyl. immer kleiner als beim 4-Zyl. , auch wenn der Unterbrecherabstand bei beiden Motoren gleich ist.

Der Unterbrecherabstand wird immer gemessen,wenn der Kontakt am weitesten geöffnet ist ,also das Fiberglasklötzchen auf dem höchsten Punkt der Nocke ist. Je grösser man den Abstand jetzt einstellt ,desto früher läuft das Klötzchen auf die nächste Nocke auf und verlässt diese auch später ,daher wird der Schliesswinkel kleiner und der ZZP verschiebt sich in Richtung früh. Bei zu grossem Abstand liegt das Klötzchen auf dem Grundkreis der Verteilerwelle auf ,der Kontakt wird nicht mehr richtig geschlossen, der Schliesswinkel ist praktisch =0 , es kann kein Zündfunke erzeugt werden.

Soweit die statische Betrachtung. Diese reicht immer aus ,um einen Motor zum laufen zu bringen ,bei Motoren ,die über keine Zündverstellung verfügen (sehr alte Oldtimer , Motore mit sehr niedriger Drehzahl , Motore ,die z.B. als Stationärmotore mit immer konstanter Drehzahl laufen, aber vor allem viele 2-Takter) reicht das grundsätzlich. Mit einer Zündpistole kann man sich dann noch überzeugen ,dass man richtig gearbeitet hat.
Bei Motoren mit ZZP-verstellung hilft dann die Pistole weiter,da man hier bei allen Drehzahlen den ZZp überprüfen kann. Bei den älteren Motoren sind fast immer nur eine fliehkraftgeregelte Verstellung vorhanden ,oft noch eine Unterdruckverstellung ,selten deren 2. Die Fliehkraftverstellung ist drehzahlabhängig , bei höherer Drehzahl wird der ZZP auf "früher" gestellt. Die Unterdruckverstellung arbeitet vor allem in Abhängigkeit von der Last ,aber auch der Drehzahl, es wird der im Ansaugkanal herrschende Unterdruck ausgenutzt. Je nachdem,wo dieser Unterdruck abgegriffen wird , variiert dieser je nach Drosselklappenstellung und Drehzahl. Man kann einigermassen sagen ,dass mit zunehmenden Unterdruck der ZZP nach "früh" verstellt wird, also grob gesagt,geschlossene Drosselklappe bedeutet Frühzündung,offene Spätzündung.
Man muss natürlich für jeden Motor die Einstelldaten kennen ! Also Drehzahl und Drosselklappenstellung und den dazugehörigen ZZP.

So ,dass muss für heute reichen ! gute Nacht ! :winks:

Volker
von Schwarzbrenner
#28235
Hallo volker, Deine Antwort haut mich um und macht mich sprachlos! Warum schreibst Du nicht Fachartikel in Fachzeitungen oder schreibst ein Buch? Sensationell!!!! Ich bin begeistert von Deiner Ausführung. Ich wäre froh wenn ich nur ein Bruchteil von dem Wissen hätte - wie Du so schön schreibst, Wissen was nach und nach verloren geht! Ich weiß jetzt gar nicht was ich schreiben soll, ich habe nicht mit einer so professionellen Antwort gerechnet!

Was ich aber weiß, Du hast in mir einen Funken zum Leben geweckt, die Begeisterung vom selber machen!

Mein verstorbener Freund hat mit einer Leidenschaft sich um meinen Käfer gekümmert, das kannst Du Dir nicht vorstellen, als wenn es sein Kind oder Ehefrau gewesen wäre.

Ihm zuliebe werde ich diesen Käfer so lange ich kann hegen und pflegen.

Ich werde Deine Ausführungen jetzt mal genauer "studieren" und versuchen umzusetzen. Es würde mich freuen, wenn ich die eine oder andere Frage noch stellen darf, ich fühle mich hier mehr als aufgehoben!

Ich wünsche Dir eine gute Nacht! Danke für Deine sehr kompetente Oldtimer Hilfe!
von griesbreifan
#28239
Hallo Volker
Sehr schön, damit ist ihm sicherlich geholfen und in der Tat, die Zeiten als jeder Dorfschmied
einen neuen Kontakt in den Käfer nageln konnte sind vorbei.

Nur bei einem kann ich Dir nicht zustimmen:
"Der Schliesswinkel ist nichts anderes als eine leicht zu messende Ersatzgrösse für den Kontaktabstand."

Entscheidend für die Zündspule + ihren Funken ist der elektrische Wert, also der Schließwinkel,
der Kontaktabstand ist also die Ersatzgröße, die Dank Verbreitung einer Fühlerlehre "leicht" zu messen
war. Die Schließwinkeltester für den Selbermacher kamen erst sehr viel später in Mode.

Aber Kaisers Bart, egal, Versuch mach kluch

grüße
G.
von schreyhalz
#28242
Moin Moin !

So ,nun hatte ich nochmal "etwas " dazu geschrieben , aber das hat wohl zu lange gedauert ,ich bin ausgeloggt worden und der Beitrag ,den ich dummerweise nicht vorher gespeichert hatte ,ist somit entfleucht.

naja... war sowieso eher eine theoretische und physikalische Betrachtung über den Schliesswinkel ,den Abstand und deren mechanische und elektrische Bedeutung.

Der praktische Teil bezog sich auf die Messverfahren und deren Fehlerquellen ,also des "Kaisers Bart".

Habe jetzt aber keine Lust mehr ,nochmal alles zu erklären , Griesbreifan möge mir verzeihen !

MfG Volker
von schreyhalz
#28243
Moin Moin !

eines noch ,auch wenn es nichts mit der Zündung zu tun hat !

Ein 61er Käfer müsste ja noch die Bundbolzenachse haben ,auch das extrem häufig notwendige Abschmieren erledigst du hoffentlich selbst ! Welche Werkstatt hat denn heute noch eine Fettpresse ??

MfG Volker
von Schwarzbrenner
#28257
schreyhalz hat geschrieben:Moin Moin !

eines noch ,auch wenn es nichts mit der Zündung zu tun hat !

Ein 61er Käfer müsste ja noch die Bundbolzenachse haben ,auch das extrem häufig notwendige Abschmieren erledigst du hoffentlich selbst ! Welche Werkstatt hat denn heute noch eine Fettpresse ??

MfG Volker
Ein klares JA!
Ich habe mir umfangreiche passende Literatur (Bücher!, ja die gibt es noch!) bei Amazon zu meinem Käfer gekauft und bin schon fleißig beim Lesen und nachsehen. Gemacht habe ich aber noch nichts, da ich mir erst mal einen allgemeinen Überblick verschaffen möchte.

Da ich aber mit meiner Fettpresse und den Schmiernippeln (ich hoffe, die heißen wirklich so!) auf Kriegsfuß stehe (ich eröffne dafür mal einen neuen Beitrag) kann es noch dauern :cry:

Schwarzbrenner

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