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Moderator: Tommy

#27841
Hallo Schrauber,

wie kann ich den Wärmewert einer Zündkerze feststellen? Dazu ist zu sagen, dass im Motor Kerzen verbaut sind ohne Hersteller- bzw. Typangaben (Aufdrucke sind verblasst und nicht mehr lesbar). Es handelt sich um einen Citroen-Rosalie-Motor von 1932, 10CV und 36 PS, Motortyp P34. In der einschlägigen Literatur (Bedienungsanleitung, Ersatzteilebuch) sind lediglich Angaben für das Gewinde (M18x1,5). Ich habe auch jede Menge Katalogkopien aus dieser Zeit, aber die Kerzentyp-Angaben weichen vom einen zum anderen Katalog ab. Somit kann ich sie nicht umschlüsseln.
Natürlich könnte man einen Satz Kerzen kaufen und ausprobieren. Wenn die Kerzen verrußen, nächsten Wärmewert nehmen - u.s.w. - das kann aber teuer werden...

Nun meine eigentliche Frage. Ich würde gerne bei den vorhandenen Kerzen den Wärmewert feststellen. Vor langer, langer Zeit hat mir mal jemand erzählt, er habe bei einem Pannenkurs (ADAC??) gelernt wie man so was feststellt: Irgendwie wurde Strom auf die Kerze gegeben und die Zeit gestoppt, wann die Kerze glüht. Daraus ergibt sich der Wärmewert. Weiß jemand über diese Prüfmethode bescheid und kann sie weitergeben?

Viele Grüße, Splendilux
#27842
Moin Moin !
Vor langer, langer Zeit hat mir mal jemand erzählt, er habe bei einem Pannenkurs (ADAC??) gelernt wie man so was feststellt: Irgendwie wurde Strom auf die Kerze gegeben und die Zeit gestoppt, wann die Kerze glüht. Daraus ergibt sich der Wärmewert. Weiß jemand über diese Prüfmethode bescheid und kann sie weitergeben?
Da täuscht dich deine Erinnerung oder der gute Mann hat da etwas nicht verstanden.
Tatsächlich kann man den Wärmewert nicht so einfach feststellen.
Früher wurde der "alte" Wärmewert definiert durch einen 1-Zyl._Motor (welcher das war,weiss ich nicht mehr) , dieser wurde angelassen und voll belastet. Nach etlichen Sekunden traten dann Glühzündungen auf , die Anzahl der verstrichenen Sekunden war das Mass für den Wärmewert. Bei einer Zündkerze mit dem Wärmewert 175 traten also nach 175 Sekunden die ersten Glühzündungen auf, bei einer mit dem Wärmewert von 260 dauerte es eben 260 Sekunden.
Insofern ist dieser "alte" Wärmewert sehr anschaulich und ich kann damit besser zurechtkommen als mit den neuen Wärmewerten ,die für mich nicht so anschaulich sind. Insofern beziehe ich mich bei der weiteren Ausführung auch auf die alten Werte ,wenn ich von hohen oder niedrigen Wärmewerten schreibe !

Je höher der (alte) Wärmewert ist , desto besser ist die Wärmeabfuhr der Kerze ,sie bleibt also kälter als eine mit niedrigem Wärmewert. Ideal ist es ,wenn die Kerze so heiss wird ,dass Verbrennungsrückstände , Öl , Russ und dergleichen an ihr verbrennen , aber sie selber so kalt bleibt ,dass das Gemisch sich nicht an ihr entzündet ,sondern erst durch den Funken. Nun ist die Temperatur nicht nur von der Motorkonstruktion abhängig ,sondern auch von der jeweiligen Belastung , die leider nicht so ohne weiteres bestimmbar ist , sondern vom jeweiligen Betrieb abhängt. Das kann dermassen unterschiedlich sein ,dass zum Anlassen und Warmfahren andere Kerzen montiert sein müssen als zum eigentlichen Fahren.
Zur Bestimmung des erforderlichen Wärmewertes sind also viele Faktoren zu berücksichtigen,Material des Einbauortes ,Art der Kühlung, Einbauort selber, und vor allem die anfallende Wärme. Tendenziell kann man sagen ,je mehr spezifische Leistung der Motor hat ,desto höher muss der (alte) Wärmewert sein. So waren gängige Wärmewerte für die 50er Mokicks 175-225 ( 2-2,9 PS ) , die fast baugleichen KKR mit rund 5 - gut 6 PS hatten Wärmewerte von 240 - 280. Letztere hatten aber auch Literleistungen, von denen alle Sportwagen und grössere Motorräder nur träumen konnten !


Deine Rosalie hat ja noch den alten Seitenventiler aus dem C4 , also einen sehr "gemütlichen" Motor.
Nach meinen Unterlagen soll da eine Bosch M95 T5 oder M145 T5 rein , wobei Bosch angibt ,dass diese die Herstellervorgaben nicht genau erfüllen ( Bosch -Katalog von 1970) bzw. ergibt dieses die Umschlüsselung von Champion D9 oder D16,die ich in einer anderen Quelle gefunden habe. Das Problem bei den Boschkerzen ist wohl ,dass es "M" Kerzen zumindestens 1970 nur mit diesen Wärmewerten (oder höheren /niedrigeren) gab ,also keine Zwischenwerte. Mittlerweile wird das Angebot natürlich noch geringer sein !
Also könnte es wohl sein ,dass eine 145er zu kalt bleibt, eine 95er dagegen zu heiss wird. Das hängt aber auch von der Fahrweise ab !
Beide Werte liegen im Bereich dessen ,was ich für einen Motor dieser Bauweise und Literleistung erwarten würde (Ich schreibe das deswegen ,weil ich auch in dem Boschkatalog nicht nachvollziehbare Wärmewerte gefunden habe ,diesen also für absolut nicht fehlerfrei halte).

Was passiert ,wenn ich einen falschen Wärmewert montiere ?
Zunächst einmal gar nichts.Der Motor wird problemlos anspringen und laufen. Ist der Wärmewert zu niedrig (nehmen wir mal die 95er) , wird er nach kurzer Laufzeit und höherer Belastung Fehlzündungen bekommen und "klingeln" und "klopfen". All dieses kann zu Motorschäden führen. Im Extremfall wäre sogar denkbar ,dass die Kerze selber zerstört wird und ihre Brocken zu einem Motorschaden führen.

Ist der Wärmewert zu hoch (nehmen wir die 145er), besteht (vorerst) keine Gefahr von Motorschäden.
Nur wird die Kerze vor allem bei geringer Motorbelastung nicht ihre Freibrenntemperatur erreichen und verrussen.Das kann wiederum dazu führen ,dass sie Zündaussetzer bekommt oder der Zündfunke ganz ausbleibt ,was nicht weiter tragisch ist , Zündkerzen kann man reinigen oder wechseln.
Es ist allerdings auch denkbar ,dass diese Russanhaftungen bei stärkerer Belastung ihrerseits zu Glühzündungen führen und dadurch einen Motorschaden erzeugen. Nur dürfte dieses Risiko bei weitem geringer sein als das Risiko der Glühzündungen durch eine zu heisse Kerze.
Aus diesem Grund würde ich immer mit dem heissesten,also höchsten empfohlenen Wärmewert anfangen und nach dem Kerzenbild ggf. nach unten korrigieren.

MfG Volker
#27848
Hallo Volker,

vielen Dank für die Ausführungen zum Wärmewert. Ich hatte auch im Internet Angaben gefunden, die Bosch-Kerzen für die Rosalie beschreiben. Auch hier wurden M95 bzw. M145 empfohlen. Der Sprung von 95 zu 145 erschien mir auch sehr gross, deshalb meine Zweifel.
Die Sache mit dem "Pannenkurs" ist - zugegeben - schon 2 oder 3 Jahrzehnte her... Ich denke auch, dass mein Bekannter etwas falsch verstanden hat (...halt kein Fachmann; deshalb auch der Pannenkurs....)

Viele Grüsse, Splendilux

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