Alternative Empfangsmöglichkeiten: RADIO OLDTIMER per App, WLAN-Radio oder Autoradio hören.

Das Oldtimer Forum

Das große Oldtimer Forum für Auto, Zweirad, Nutzfahrzeug oder Traktor powered by RADIO OLDTIMER

Hier könnt Ihr Euch, Eure Oldtimer und Traumoldtimer vorstellen.

Moderator: Roltamax

von Eintopfredi
#13384
Hallo Leute!
Ich habe gerade Zeit ( weil Ärger mit dem Rücken) um mich hier als Neuzugang im Forum vorzustellen.
Ich bin 51 Jahre alt Opa) und schraube seit ich den Führerschein habe mit mehr oder auch weniger Erfolg.
Fahrbereit sind derzeit eine DKW rt 175, ein Ford Taunus 12 m und eine Yamaha SR 500 und der Familienpassat.
Da ich vor langer Zeit einen Teil einer Scheune mieten konnte tummeln sich dort zahlreiche Projekte und warten darauf, dass ich wieder Zeit zum schrauben und schweißen finde.
Zeit ist der wunde Punkt, da sich mein Beruf stark verändert hat und Familie, Haus und Hof dazugekommen sind.
Ich schraube ehrlich gesagt nicht besonders gerne, sondern habe den meisten Spaß an der Blechbearbeitung.
Wenn sich Die Zeit und die Ruhe dazu findet, schreibe ich meine Erlebnisse rund um altes Blech gerne auf und erlebe die größten Katastrophen noch einmal als heiteren Rückblick.
So, das sollte es erstmal sein. Hier noch eine kleine Leseprobe:

Das DKW Motorrad

Es geht mir mittlerweile so, wie vielen Menschen, die mich auf meine fahrbaren Untersätze ansprechen!
Auf die Frage“: und wo ist es jetzt das Auto, Motorrad, Fahrrad oder wie auch immer?“ „ Na ja aus dem und dem Grund verkauft, verschenkt oder weggeschmissen.“ Ich habe noch nie jemanden gesprochen, der sein erstes Auto oder so etwas in der Art noch hat, es sei denn, derjenige war erst achtzehn oder so.
Da geht es den Leuten, die sich mit mir über dieses Thema unterhalten, schon anders, die können zu Hause der erstaunten Zuhörerschaft die erstaunliche Nachricht übermitteln: “Heut `hab` ich einen kennengelernt, der hatte sein erstes und sein zweites Auto noch und sein erstes Motorrad auch und war weit über achtzehn“
Na ja, ich denke die wenigsten, die mit solchen Botschaften nach Hause kommen, werden ein ehrlich gemeintes „ toll Schatz“ hören oder so.
So recht drüber nachgedacht glaube ich, finden nur Menschen so was „toll“, die den schon vor einigen Zeilen erwähnten Virus mit sich `rumschleppen und nicht genesen wollen.
Nun gut, ich schweife ein wenig ab. Eigentlich wollte ich erzählen wie es kam, dass ich mein erste Motorrad noch habe, oder wieder habe, oder so.
Auch hier spielt, wie bei der schwarzen acht, ein Telefon eine tragende Rolle. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch kein Handy, aber das verhindert nicht, dass die Möglichkeit, in altes Eisen zu investieren, an einem vorüber zieht.
Ich war gerade dabei, mein knapp bemessenes Beamtengehalt zu verdienen, als auf meiner Dienststelle das Telefon klingelte und die Dinge ihren Lauf nahmen. Um es dem geneigten Leser noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: bevor das Telefon klingelt, bin ich in der Regel relativ sorgenfrei, an das, was ich auf dem Zettel habe bin ich gewöhnt, ich habe gelernt mit dem bisschen Geld aus zukommen und habe ein klares Ziel vor Augen, nämlich die Fertigstellung irgendeines Projektes.
Wenn ich den Hörer aufgelegt habe, ist das oft ganz und gar anders, das mag daran liegen, dass ich große Schwierigkeiten mit insgesamt vier Buchstaben habe, und zwar zwei verschiedenen Vokalen und zwei gleichen Konsonanten und das sind i, e, n, und noch mal n. Tja, erstaunlich nicht? Was, ach so, nein nicht in dieser Reihenfolge, nein, so sind sie harmlos, sie machen mir große Schwierigkeiten wenn sie in dieser Reihenfolge stehen: NEIN!
Es ist so einfach zu schreiben und beim telefonieren so schwer zu sagen, jedenfalls in der Verbindung mit der Anschaffung von altem Eisen.
„Willst du `n Motorrad?“ „ Nein!“ Hörer aufgelegt und immer noch sorgenfrei, so einfach könnte das sein, könnte.
Ich schweife schon wieder ab, am anderen Ende der Leitung war meine Arbeitskollegin B.... und fing das Gespräch mit den Worten an“: Du stehst doch immer auf so alten Kram, wir ha`m so`n olles schwattes Motorrad im Keller, will`s das ha`m?“ Die zwei gleichen Konsonanten ergriffen sofort die Flucht und nahmen die beiden Vokale mit, wohin weiß ich nicht, erst mal weg! „Was ist denn das für`n Motorrad und was soll es kosten und so am Telefon kann ich darauf nicht viel sagen“. Das Vierbuchstabenwort hätte eigentlich vollauf genügt, zumal ich für ein Motorrad gar keinen Führerschein hatte und keine Zeit und keinen Platz und, und, und... .
Na ja, das Vierbuchstabenwort war erst mal weg und am anderen Ende der Leitung hörte ich jemanden sagen „ Is` `ne DKW oder so, is` auseinandergebaut, ganz schwarz und für fünfhundert kannst sie haben.“ „Zwei einzelne Sättel?“ wollte ich wissen und vom anderen Ende kam ein Ja. Damit war, wie man bei uns an der Küste so sagt, der Fisch geputzt, die Sache klar, ich im Netz, die Katze aus`m Sack und ich hin und weg.
Ich gehöre laut Aussage meiner Freundin, zu den Menschen, die schon immer alles mögliche haben wollten und jedes Mal, wenn ich zu ihr sage: “oh, kuck mal“, dann antwortet sie darauf: „ So einen hätt`ste auch gern, nicht?“ Tja und wenn ich ganz ehrlich bin, dann gehörte ein schwarzes Motorrad mit zwei einzelnen Sätteln ziemlich nach oben auf die Liste.
Wir einigten uns darauf, dass ich am nächsten Tag bei ihr zu Hause vorbei schauen sollte und das Motorrad begutachten sollte, ob es mir nun gefiel oder nicht. Es gefiel mir jetzt schon ausnehmend gut und dabei hatte ich es noch nicht einmal gesehen!
Kaum aufgelegt, hatte sich das Thema Sorgenfrei auch schon erledigt und mir zogen die ersten Dramen durch den Kopf.
Drama Nummer 1: Er kommt nach Hause und Sie sagt“: Ich hab`das Motorrad verkauft!“ und er sagt:“ auf gar keinen Fall!“
Drama Nummer 2: Er kommt nach Hause und sie sagt: “ich hab`das Motorrad für fünfhundert verkauft!“ und er sagt: “auf gar keinen Fall!“
Drama Nummer 3: Er kommt nach Hause und sagt: „Ich hab` das Motorrad verkauft!“
Na ja, und so weiter, auf einmal rissen die Sorgen nicht mehr ab!
Am nächsten Tag bin ich dann mit meinem Kleinbus, wie immer bei solchen Gelegenheiten mit klopfenden Herzen losgefahren, in die Nähe des Städtchens Ratzeburg.
Als ich dort ankam sollte ich erst mal einen Kaffee in aller Ruhe trinken. In aller Ruhe kann ich aber zu solchen Anlässen keinen Kaffee trinken, konnte ich noch nie!
Denn das berühmte Schwert am seidenen Faden hing in der Form über meinem Haupt, dass irgendetwas dazwischen kommen konnte, bevor die ganze Angelegenheit nicht unter Dach und Fach war. Und dann hätte ich wahrscheinlich vor lauter Aufregung mit dem Kaffee intus einen Herzkasper bekommen, noch bevor der Faden riss und sich das Schwert in welcher Form von Katastrophe auch immer, in meine Fontanelle bohrte.
So kam es also, dass der Kaffee in der Küche vor sich hin dampfte und Sie und ich in den Keller stiegen, um mein zukünftiges Schnäppchen zu begutachten.
Sie schilderte mir in klaren nüchternen Worten wie es dazu kam, dass ich nun im Begriff war ein Motorrad zu kaufen aber ihr Mann nicht im Begriff war ein Motorrad zu restaurieren.
Nach dem Motto: „Watt dem ehnen sin Uhl, is denn annern sin Nachtigall“ war der derzeitige Besitzer vollkommen begeistert und seine Gattin vollkommen erschüttert über „dat schwatte Ding“ wie sie sagte.
Da half es auch nichts, dass er davon schwärmte bei Ausfahrten seine Ehefrau hinter sich auf dem Sozius zu wissen, denn die Frauen die sich während der Fahrt lieber am Soziusring festkrallen statt sich an den Rücken des Fahrers zu schmiegen, sind einfach rar gesät und daher eher selten anzutreffen, auch wenn man ein geübtes Auge dafür zu haben meint.
Um es kurz zu machen, spätesten da war in diesem Haushalt die Zeit der freien Männer vorbei und die Trennung vom Motorrad stand mit mir unmittelbar bevor.
Die DKW RT 175 war teilweise zerlegt, fast komplett, der Preis war angemessen und ich zahlte, bevor der Hausherr kam und Einspruch einlegen konnte. Und jetzt Kaffee trinken, mitnichten! Bevor mir irgentwas dazwischen kam wollte ich das ganze eingeladen wissen, denn bezahlt und eingeladen lässt sich nur noch schwer verhindern. Ich rackerte also schwitzend mein Schätzchen in den Bus, die ganze Zeit damit rechnend, dass mich jemand mit dem Finger auf die Schulter tippte und mich fragte: “was machst Du denn da mit meinem Motorrad?“
Bei dieser Gelegenheit macht es vielleicht Sinn darauf hinzuweisen, dass ich Zweckpessimist bin, eine Eigenschaft, die meine Freundin in regelmäßigen Abständen auf die Palmen treibt, Pessimist ist Mist auf dem nichts wächst, pflegt sie bei solchen Gelegenheiten zu sagen.
Aber ich lass mich lieber angenehm überraschen und da wirkt Pessimismus Wunder. Ich denke die ganze Zeit an alle Eventualitäten und schlimmer als ich es mir in der Regel ausmale, kann es einfach nicht kommen.
Ich gebe zu, jetzt wo es so schwarz auf weiß vor mir steht, liest es sich ein wenig merkwürdig deshalb habe ich wohl auch keine rechte Freude an dem Spiel „Mensch ärgere dich nicht“
Wie auch immer, ich trank den Kaffee doch noch und auch in aller Ruhe, der seidene Faden hielt das zu Pappe gewordene Schwert und ihren Mann zog es auch nicht nach Hause um sich auf mich zu stürzen.
Ohne spektakuläre Zwischenfälle brachte ich das gute Stück nach Hause, ein Freund half mir bei der Reparatur, ich bestellte einen Haufen Einzellteile und gab mehr Geld aus als ich wollte.
Ich hätte mit meiner Neuerrungenschaft noch mehr sorgenfreien Spaß gehabt wenn ich auch einen passenden Führerschein dazu gehabt hätte und so blieb es bei ein paar Schwarzfahrten vor deren unüberschaubaren Risiken ich an dieser Stelle ausdrücklich warnen möchte.
Doch irgend wann stellte sich heraus, dass die DKW eher ein Stehzeug als ein Fahrzeug war und der Umstand, dass es in meinem Umfeld Menschen mit einem Ähnlichen Geschmack gibt wie dem meinen, führte dazu, dass ich meine DKW verkaufte.
Damit konnte ich auch mehrere Jahre gut leben, bis zwei Dinge sich ergaben die alles wieder änderten.
Zum einen kam ich zu dem Schluss, dass, wenn ich nicht jetzt, jenseits der vierzig, die Fahrerlaubnis für Motorräder machte, würde es wohl nie etwas werden und damit war der Entschluss gefallen den risikoreichen Schwarzfahrten ein Ende zu machen, bevor es andere taten.
Zum anderen störte mich, dass der derzeitige Besitzer „meinem“ Motorrad nicht die Pflege angedeihen ließ, die es bedurfte, denn es fuhr zwar, das war aber auch schon alles. Und überhaupt, es war mein aller erstes Motorrad und jemand anderes fuhr damit herum, das konnte so nicht weitergehen.
Nach dem Erhalt des langersehnten Führerscheins kaufte ich mir einen japanischen Eintopf, der mich schon in den Siebzigern fasziniert hatte und meinen deutschen Eintopf ertauschte ich mir auch zurück, denn in meinem Fundus gibt es eigentlich immer irgendetwas, dass andere gerne hätten.
Doch ach, das Vorderrad hatte einen Höhenschlag, der Lichtmaschinenregler tat nicht das was er sollte und die Lichtmaschine tat nicht das was ihr Name ihr bestimmte, sie unterhielt zwar mit Ach und Krach den Motor aber wenn es dunkel wurde war sie mit ihrem Latein am Ende.

So waren also mal wieder Investitionen angesagt, die ich, wie sich jeder denken kann, gerne vermieden hätte. Während es die Regel ist bei einem Gebrauchsgegenstand nur das zu wechseln was kaputt ist, so bekommt der verhätschelte Pflegefall gleich das möglichst volle Programm. In diesem Fall zwei neue Felgen, Speichen aus Nirosta und neue Metzler Block Reifen und einen neuen alten Regler und zwar einen der was vertragen kann und günstig aufzutreiben ist, nämlich einen aus einer MZ. Der ist zwar viermal so groß, aber unkaputtbar und durchaus für den Laien unsichtbar unterzubringen.
So lege ich die weiten Strecken rasant auf dem japanischen Viertakter zurück und die Fahrten durch heimische Gefilde gemächlich mit der kleinen und mir doch sehr vertrauten DKW und vielleicht bringe ich meine Freundin auch noch dazu Gefallen daran zu finden hoch oben auf dem Soziussitz weit von mir weg zu trohnen und sich am Soziusring festzukrallen, wie auf einem wütenden Bullen, während wir durch die Gegend pöttern mit recht ungefährlichen siebzig oder achtzig Kilometern in der Stunde.
Benutzeravatar
von Neres
#13389
Hallo Fredi,

ja, das ist ja mal eine schöne Vorstellung! :jay:

Herzlich Willkommen im Forum! :winks:

Leider gibt sich selten jemand so aufgeschlossen bei der Vorstellung.

Viel Spaß hier wünscht mit
schönen Grüßen aus Köln
Werner
von schreyhalz
#13391
Moin Moin !
Tolle Vorstellung ! Eine schriftstellerische Begabung kann man dir nicht absprechen und der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz ! Konnte mir das eine oder andere Mal ein schrilles Grinsen nicht verkneifen !
mein knapp bemessenes Beamtengehalt zu verdienen
:D :jay: :D

MfG Volker
Benutzeravatar
von Hebe
#13526
Servus,

herzlich Willkommen hier. Toller Bericht.

Mein erstes Motorrad war eine SR 500. Wäre heute auch schon ein Oldtimer, Bj 1979.
Leider habe ich diese 1990 verkauft.

Gruß Hebe

Kostenloser bundesweiter Terminkalender von RADIO OLDTIMER

Nutzen Sie die Reichweite des Zentralsystems www.termine-regional.de, das bereits jährlich über 200.000 Termine und etwas über 50.000 Veranstalter zu verbuchen hat!