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Moderator: Roltamax

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von Roltamax
#11528
Vom Lederriemen zum High-Tech-Lebensretter
Auto & Technik Museum Sinsheim würdigt „50 Jahre Sicherheitsgurt“

Am 13. August 1959 präsentierte der schwedische Autohersteller Volvo mit den Modellen P 120 (Amazon) und PV 544 („Buckel-Volvo“) die ersten Pkw mit serienmäßig eingebauten Sicherheitsgurten auf den Vordersitzen. Zum 50. Geburtstag des „Lebensretters Nr. 1“ würdigt das Sinsheimer Auto & Technik Museum vom 13. August bis 31. Dezember 2009 den teilweise noch heute unterschätzten Beitrag des Gurts für den Insassenschutz. Moderne elektronische Sicherheitssysteme können seine lebensrettende Wirkung nur unterstützen, aber ihn keinesfalls ersetzen. Einer Studie der deutschen Versicherer (GDV) zufolge erhöht er die Überlebenschance bei Unfällen um etwa sechzig Prozent, während der Airbag allein lediglich auf fünfzehn Prozent kommt.

Als Pionier des Dreipunktgurts gilt der schwedische Konstrukteur Nils Bohlin (1920 – 2002). Er war in der Flugzeugindustrie an der Entwicklung des Schleudersitzes beteiligt, bevor er 1958 zu Volvo wechselte und sich den Gurt patentieren ließ. Vorläufer seiner Erfindung reichen übrigens bis ins Kutschenzeitalter zurück: Schon 1885 wurde dem Amerikaner Edward J. Claghorn ein Patent für einen Sitzgurt erteilt. Sein Landsmann, der Rennfahrer Walter C. Baker, konnte 1902 praktische Erfahrungen beisteuern, weil er sich vor einem Weltrekordversuch mit einem Lederriemen am Sitz festgeschnallt hatte. Der


rettete ihm beim spektakulären Überschlag seines Elektrorennwagens bei 125 km/h das Leben. Ein Jahr später erhielt der Franzose Gustave Desiré Leveau ein Patent für einen über die Brust geführten verstellbaren Diagonalgurt, der mit einem ebenfalls verstellbaren Beckengurt kombiniert war. Und der deutsche Erfinder Richard Radtke hatte bereits 1908 die Vision vom Gurtkraftbegrenzer und meldete ein entsprechendes Patent an.

Bei vielen Fahrzeugherstellern überwog jahrelang die Skepsis, die durch die Reaktionen der Käufer noch verstärkt wurde. So besaßen beispielsweise die amerikanischen Modelle Nash Ambassador und Rambler schon zehn Jahre vor Volvo serienmäßige Beckengurte. Chrysler, General Motors und American Motors zogen kurz darauf nach und Ford initiierte 1955 sogar eine Kampagne zum serienmäßigen Einbau von Sicherheitsgurten. Die Kunden verschmähten jedoch nicht nur das Sicherheits-Extra, sondern auch die damit ausgestatteten Modelle.

In Deutschland – hier gilt seit 1976 die Anschnallpflicht auf den Vordersitzen und seit 1984 auch auf den Rücksitzen – hatte Porsche die Vorreiterrolle übernommen und stattete die für den Export bestimmten 356 A bis 1956 mit Beckengurten und von 1957 an mit Diagonalgurten aus.

Für den Ford 17 M gab es 1957 Beckengurte als Sonderzubehör, zwei Jahre später auch Drei-punktgurte. Von 1961 an konnten sich gegen Aufpreis auch Volkswagen-, Mercedes-Benz- und BMW V 8-Kunden anschnallen.

Die Benutzung der damals üblichen Statikgurte war allerdings keine reine Freude: Bei jedem Fahrer- oder Beifahrerwechsel mußte der Gurt mühsam von Hand neu justiert werden. Bei der zweiten Gurtgeneration, den noch heute üblichen Automatikgurten, übernahm Volvo 1968 erneut die Vorreiterrolle, ebenso wie bei der ersten höhenverstellbaren Ausführung, die 1972 in der Modellreihe 164 debütierte. Bei der weiteren Optimierung der Gurtsysteme hatte dann Mercedes-Benz die Nase vorn. 1985 wurde die E-Klasse (W 124) erstmals mit Gurtstrammern ausgestattet, zehn Jahre später präsentierte sich das Nachfolgemodell W 210 weltweit als Schrittmacher für den Gurtkraftbegrenzer.

Fünfzig Jahre nach der Pionierleistung von Volvo bleibt als Fazit: Auch im Zeitalter elektronischer Schutzengel wie ABS, ESP oder Airbags bleibt der Sicherheitsgurt unverzichtbar. Er hat bisher weltweit Millionen von Autofahrern das Leben gerettet oder sie zumindest vor schweren Verletzungen bewahrt. Aus gutem Grund hat ihn deshalb das Deutsche Patentamt bereits 1985 zu einer der acht wichtigsten Erfindungen der letzten hundert Jahre erklärt.

Anlässlich des 50. Geburtsstages des Sicherheitsgurtes zeigt das Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM vom 13. August bis 31. Dezember 2009 das erste Fahrzeug der Welt mit 3-Punkt-Sicherheitsgurt, einen Volvo 122S Amazon. Das Museum ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
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von laurel1
#11535
Perfekt geschrieben und gerade mir geht das runter wie Öl :jay:

Ich danke ganz herzlich für den präzisen Text!

Beste Grüße
Peter

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