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Moderator: Tommy

von Kampfkuchen
#29417
Einen wunderschönen guten Abend,

auf Wunsch meines Großvaters habe ich mal hier angemeldet um einer Frage von ihm nachzugehen.

Es geht um folgende Problematik:

Er erklärte mir, dass die originale Zündspule beim Start (also wenn der Anlasser anzieht) 12V von der Batterie bekommt, jedoch im normalem Betrieb dann über eine Widerstandsleitung dann nur noch ca 8-10V.
Warum das so ist, ist nicht wirklich die Frage, da sich das wohl recht logisch erklären lässt, zumindest vermuten wir, dass sie zum Start so einen besseren Zündfunken bringt, jedoch nicht lang auf 12V betrieben werden kann.

Nun ist die Problematik aber folgende... Beim Import nach Deutschland und der hiesigen Zulassung wurde unter anderem eine Bosch Zündspule mit einer extra Leitung, welche sehr stark verstärkt wurde und von einem extra Zündschloss unter dem Armaturenbrett freigeschaltet wird (vermutlich als Wegfahrsperre gedacht).
Diese wird nun ebenfalls über diese Widerstandsleitung betrieben, mein Großvater würde diese aber aus verschiedenen Gründen (wie zB dem etwas schwachem Zündfunke) auf dauerhaft 12V umbauen.

Die Frage bezieht sich nun also darauf, ob die Bosch ebenfalls für diese eigenartige Beschaltung ist oder im Normalfall einfach mit 12V Dauerbefeuert werden kann.

Ich wünsche noch einen schönen Reststonntag!
Gruß Steven
#29423
Moin Moin !

Das ist eine völlig normale Schaltung , die hat z.B. Mercedes mindestens seit den 60ern auch immer gehabt.
Es gibt von Bosch Zündspulen für den Betrieb mit und ohne Vorwiderstand (wie wohl von anderen Herstellern auch) . Für welchen Betrieb die jeweilige Zündspule zugelassen ist , sollte aufgedruckt sein oder zumindestens aus der ET-Nr. erfahrbar sein.
Diese wird nun ebenfalls über diese Widerstandsleitung betrieben, mein Großvater würde diese aber aus verschiedenen Gründen (wie zB dem etwas schwachem Zündfunke) auf dauerhaft 12V umbauen.
Wenn beim Umbau auf die Boschzündspule die richtige gewählt worden ist, wird mit der geplanten Umbaumassnahme ein ev. bestehendes Zündungsproblem nur verschlimmert. Die Vorstellung ,mit Vorwiderstand hätte man einen schwächeren Funken ,ist falsch. Beim Starten dagegen hat man mit der Zündspule ,die ohne Vorwiderstand betrieben wird ,einen deutlich schwächeren oder gar keinen Funken.

MfG Volker
#29424
Danke für deine Antwort!

Verstehe ich es also richtig? Eine höhere Betriebsspannung würde die Ausgangsleistung der Zündspule verringern?!

Warum wurde diese Schaltung denn überhaupt verwendet bzw welchem Zweck genau dient eben diese?

Zur Zündspule kann ich leider nur sagen, dass 12V draufstehen, zu der ET-Nr. fand ich nichts weiter heraus und habe deshalb mal Bosch direkt angeschrieben.
#29427
Moin Moin !
Verstehe ich es also richtig?
Offensichtlich nicht !
Warum wurde diese Schaltung denn überhaupt verwendet bzw welchem Zweck genau dient eben diese?
Dann werde ich das mal versuchen , zu erklären !

Zunächst ist eine Zündspule nichts anderes als ein Transformator. Das Funktionsprinzip ist folgendermassen:

Auf einem gemeinsamen ferromagnetischem Kern sitzen 2 voneinander isolierte Spulen. Es gibt eine Primärspule , diese wird von einem wie auch immer geartetem Strom durchflossen. Die 2 te Spule wird Sekundärspule genannt, in diese wird bei jeder Änderung der Stromstärke durch die Primärspule eine Spannung induziert ,die von der Schnelligkeit und Grösse der Stromänderung sowie dem Windungszahlverhältniss der beiden Spulen abhängig ist. Da es auf die Stromänderung ,nicht aber auf den Strom ankommt ,funktioniert ein Transformator nicht mit Gleichstrom.

Eine Zündspule ist genau so ein Transformator. Die Primärspule hat die Anschlüsse 1 und 15 , die Sekundärspule hat einen Anschluss am Gehäuse ,liegt also auf Masse , der andere ist der Anschluss für das Zündkabel ,welches zur Kerze oder zum Verteiler führt.
Der Anschluss 15 kommt vom Zündschloss , der Anschluss 1 führt zum Unterbrecher. Solange die Zündung eingeschaltet ist und der Unterbrecher geschlossen, fliesst also Strom durch die Primärwicklung.Dieser Strom wird durch den ohmschen und den induktiven Widerstand des Stromkreises begrenzt. Der ohmsche Widerstand ist relativ klein und kann als konstant betrachtet werden, der induktive Widerstand ist ein Funktion der Stromänderung ! Schaltet man also bei einem Fzg mit Batteriezündanlage die Zündung ein und der Unterbrecher ist zufälligerweise geschlossen , fliesst ein immer grösser werdender Strom durch die Zündspule , dessen Grenzwert nur durch den ohmschen Widerstand bestimmt wird. Verbrannte Kontakte oder durchgebrannte Zündspulen können die Folge sein. Bei laufendem Motor dagegen wird der Unterbrecher ständig geöffnet , der Strom also unterbrochen , aufgrund des induktiven Widerstandes setzt er beim Schliessen auch nicht mit voller Stärke wieder ein ,so das sich im zeitlichen Mittel ein deutlich geringerer Strom einstellt , als man es anhand des Schliesswinkels errechnen würde.
Damit kommen wir zum eigentlichen Zündspulenproblem. Je höher die Drehzahl ,desto mehr Stromunterbrechungen pro Zeiteinheit. Werden von einem Unterbrecher mehrere Zylinder versorgt , multiplizieren sich die Unterbrechungen mit der Zylinderzahl. Das bedeutet aber nichts anderes ,als das der Strom durch die Primärspule mit zunehmender Zylinderzahl und mit zunehmender Drehzahl sinkt. Daraus folgt ,das die zur Verfügung stehende Energie für einen Zündfunken mit steigender Drehzahl und Zylinderzahl überproportional abnimmt.

Will man also einen ausreichenden Zündfunken für einen bestimmten Motor ,ist die Zündspule auch auf die zu erwartenden Drehzahlen abzustimmen. Unter Umständen reicht das aber nicht aus , es können dann zusätzliche Massnahmen nötig werden. So hat ein 2-Takter pro Umdrehung und Zyl. eine Zündung , also müsste eine Zündanlage für einen 3 Zyl. genau so viel leisten wie für einen 6 Zyl. mit 4 Taktmotor, gleiche Höchstdrehzahl vorausgesetzt.
Man verbaut dann teilweise 2 oder noch mehr parallel arbeitende Zündanlagen. Ganz bekannt sind die DKW Motore , die für jeden Zylinder eine eigene Zündanlage besassen.
Bei amerikanischen V8 Motoren habe ich öfter Zündanlagen mit 2 Unterbrechern und Zündspulen gesehen.

Man kann natürlich auch den induktiven Widerstand verkleinern , damit wird die Zündspule geeigneter für höhere Drehzahlen oder mehr Zylinder , der (zu hohe) Ruhestrom muss dann meist mit einem Vorwiderstand begrenzt werden. Eine solche Spule wird also bei höheren Drehzahlen / mehr Zylindern einen besseren Funken liefern.

Die Zündspule ist dabei so aufgebaut , dass sie für den Dauerbetrieb mit z.B. 12 V ausgelegt ist , wobei der aussenliegende Vorwiderstand Bestandteil der Spulenauslegung ist.

Das dieser Vorwiderstand nun bei manchen Fzge beim Starten überbrückt wird , ist nur ein Extra ,welches nur dank des Vorwiderstandes möglich ist. Dabei geht man davon aus ,dass aufgrund des starken Anlasserstromes die Bordnetzspannung beim Anlassen statt 12 V nur etwa 10 V beträgt , damit auch die Zündspule mit weniger Spannung versorgt wird. Durch das Überbrücken des Vorwiderstandes soll dieser Spannungsabfall kompensiert werden.

MfG Volker
#29432
Ich danke dir vielmals für diese sehr ausführliche Beschreibung.

Allerdings muss ich gestehen, dass nur der letzte Abschnitt ausgereicht hätte, ich bin Elektroniker und mir ist die Funktion einer Zündspule durchaus bekannt, auch dass der Zündfunke letztlich im Grunde durch die Selbstinduktion entsteht.

Aber ist ja alles nicht so schlimm, hier lesen ja sicherlich auch noch andere mit, für die das dann mit Sicherheit eine sehr schön beschriebene Funktion ist.

Ich danke dir vielmals für deine Hilfe!

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