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Moderator: Tommy

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von Splendilux
#25167
Hallo verehrte Schrauber,

Ich suche eine Tabelle für Anzugsdrehmomente für Schrauben/Muttern aus MESSING. Habe im Internet jede Menge Tabellen für Schrauben aus STAHL gefunden, für alle Güten und Durchmesser, Regel- und Feingewinde. Aber nichts über Schrauben / Muttern aus MESSING. (Oldtimer 20er und 30er Jahre).
Bei we we we.schrauben-normen dot de bin ich NICHT fündig geworden.
Bin für jeden Tipp dankbar.

Danke im Voraus
Viele Grüsse Splendilux
von schreyhalz
#25168
Moin moin !

Mechanische Eigenschaften von Messing:

Zugfestigkeit 310 bis 460 MPa (N/mm²)
Dehngrenze 120 bis 420 MPa (N/mm²)

Obige Werte habe ich mal aus Wikipedia kopiert.

Nehmen wir als Vergleich mal eine im KFZ-Bereich übliche Schraube der Güteklasse 8.8 .
Die Zugfestigkeit in N/qmm erhälst du ,wenn du die erste Zahl mit 100 multiplizierst.
Ergibt also 800 N/qmm.
Die Dehngrenze ,und diese ist wichtiger ,weil die Schraube nur bis zu dieser belastet werden darf ,erhälst du durch Multiplikation der beiden Zahlen und dem Faktor 10 .
Ergibt also 640 N/qmm.

Nun ist Messing ein Sammelbegriff (wie auch Stahl) für die verschiedensten Legierungen ,daher auch die grossen Unterschiede in den mechanischen Eigenschaften . Beim Stahl wird im Allgemeinen allerdings die Festigkeitsklasse auf dem Schraubenkopf angegeben sein ,auch wenn die Normung sich im Laufe der Jahre mehrmals geändert wurde.
Bei Messingschrauben und Muttern aus den 20er Jahren wird wohl keine Festigkeitsklasse angegeben sein.
Ich würde da mal ganz pauschal und vorsichtig 1/5 von der Festigkeit der Stahlschraube 8.8 annehmen. Demzufolge würde ich das Anzugsmoment mit einem Fünftel des Anzugsmomentes einer Stahlschraube 8.8 gleicher Abmessung wählen. Das entspräche etwa der schlechtesten Dehngrenze ,der besten entspräche etwa 2/3 .

MfG Volker
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von Splendilux
#25175
Hallo Schreyhalz,

danke für die rasche Antwort. In meinem Fall geht es vorrangig um die Radmuttern aus Messing-Material - Legierung unbekannt. Die Radbolzen sind aus Stahl, die Muttern aus Messing. Gewinde ist M12 x 1,25, also Feingewinde. Die Muttern hatten nun 80 Jahre gehalten, aber ein sog. "Restaurierungsbetrieb" hat die Radmuttern mit dem Schlagschrauber angezogen (hat der Oldtimer-Besitzer selber gesehen!), so dass man die Muttern praktisch ohne zu drehen, wieder abziehen konnte.
Kommentar Restaurierer: "Die waren schon davor im A..., die sollte man mal tauschen". Jetzt haben wir nachgefertigte Muttern auf die (noch intakten) Bolzen gedreht und mit max 80Nm angezogen. Das müßte reichen - oder? Das käme auch mit Deiner Angabe 2/3 hin - Stahlmuttern ziehen wir mit 120 Nm an (Stahlfelgen auf Stahlbolzen)

Nochmals Danke für Deine Hilfe
Viele Grüsse - Splendilux
von schreyhalz
#25177
Moin Moin !
Das käme auch mit Deiner Angabe 2/3 hin
Naja, die 2/3 bezogen sich auf die "festeste" Messinglegierung ,welche Legierung nun wirklich verwendet wurde ,lässt sich wohl nur durch Ausprobieren mit verschiedenen Anzugsmomenten ermitteln. Teile bitte das Ergebnis mit !! Bei meinem AC4 liegt der gleiche Fall vor, nun bin ich allerdings noch nicht so weit ,mir darüber Gedanken machen zu müssen :D .

Möglicherweise waren einige aber tatsächlich schon kaputt ,weil der "gute" Schrauber versucht hat ,die Muttern mit dem Schlagschrauber zu lösen ,und nicht bemerkt hat ,dass bei alten Fzgen oft Linksgewinde verwendet wurden. Beim C4 sind die Muttern mit "D" roit und "G" auche gekennzeichnet für Rechts- und Linksgewinde. Ist auch nötig ,denn da es Hutmuttern sind ,kann man in montiertem Zustand keinen Gewindeüberstand sehen.

MfG Volker
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von Splendilux
#25181
Hallo Schreyhalz,

also in unserem Fall handelte es sich um einen 11CV Traction-Avant aus dem Jahr 1936. Das besondere an diesem Fahrzeug sind die Bremstrommeln/Felgen mit 6 Bolzen. Die Bolzen haben alle Rechtsgewinde. Das die Hutmuttern der Traction Arriere-Modelle mit G + D gekennzeichnet sind, ist mir bekannt.
Wir waren am Wochenende in Lipsheim (F) auf dem Oldtimermarkt und erkundigten uns mal bei den einschlägigen Händlern nach dem Anzugsdrehmoment. Die Antworten waren:
1. Schulterzucken
2. Kopfschütteln
3. So, dass das Rad fest ist....
Ist doch alles sehr aussagekräftig, oder...

Viele Grüsse - Splendilux
von schreyhalz
#25184
Moin Moin !

Tja ,diese Aussagen hätte ich auch erwartet ! Damals waren Reifenpannen auch sehr häufig und eigentlich musste jeder Fahrer ständig damit rechnen und auch selber Hand anlegen ,es ist nicht zu erwarten ,dass jeder ständig einen Drehmomentschlüssel mit sich führte. Zumindestens an letzterem dürfte sich bis heute nichts geändert haben. Auch der örtliche Schmied dürfte wohl kaum über einen Drehmomentschlüssel verfügt haben ,die Radmuttern wurden wohl einfach "nach Gefühl" angezogen und dazu gab es den guten Rat ,diese nach einer gewissen Fahrstrecke nachzuziehen.

MfG Volker

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